Siebengebirgsmuseum

Kellerstraße 16
53639 Königswinter

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Im Jahre 1985 hat der damalige Vorsitzer des Heimatverein Siebengebirge das Siebengebirgsmuseum beschrieben:

Das Siebengebirgsmuseum in Königswinter
von Winfried Biesing

In: Jahrbuch des Rhein-Sieg-Kreises 1986,
Siegburg 1985, S. 9-16.

Wer in Königswinter von der Hauptstraße an der Adler-Apotheke oder der Rheinallee am Drachenkeller in die Kellerstraße einbiegt, wird dort kaum eines der schönsten Häuser von Königswinter übersehen, das auf der Nordseite der Kellerstraße am Ende einer gepflegten Gartenanlage auf Besucher wartet. Der zweigeschossige barocke Bau mit je zwei Fenstern rechts und links von der Eingangstür, fünf Fenstern im ersten Stock, zeltförmigem Dachaufbau über hervorspringendem Dreieckgiebel und ein moderner Anbau mit zwei Spitzgiebeln beherbergen das Siebengebirgsmuseum der Stadt Königswinter.

Rechts und links vom Garteneingang stehen zwei Fachwerkhäuser, die dem Gesamtbild der Anlage eine besondere Note geben. Ein mit weißem Kies bedeckter Weg führt durch eine von Rosen und Sträuchern umgebene Rasenanlage zwischen zwei Wappensteinen aus Basalt zu einem Springbrunnen mit vier steinernen Ruhebänken. Sie stammen aus dem Park des von der vermögenden Steinhauerfamilie Bachem am Marktplatz zu Beginn des 19. Jahrhunderts erbauten Wohnhauses.

In dem als Lapidarium hergerichteten hinteren Gartenteil bemerkt der aufmerksame Besucher zur rechten Hand vor einer aus alten Werksteinen errichteten Mauer unter einer Pergola zahlreiche alte Grenzsteine. Am Ende des gepflasterten Brunnenplatzes bewachen zwei steinerne Löwen (Stenzelberger Latit) aus dem 17. Jahrhundert den Eingang des Museumsgebäudes. Sie standen früher auf Säulen im Ziergarten der Abtei Heisterbach. Zur linken Hand stehen an der Einfriedungsmauer zwei Architekturteile ebenfalls aus Stenzelberger Latit. Einer von ihnen trägt zwei hervorragend gestaltete Engelsköpfe. Der andere Architekturteil, ein Atlant, trägt eine barocke Maske. Im Rasen rechts von der Brunnenanlage liegen seit kurzem zwei Trachytblöcke aus dem Drachenfelser Rheingrund. Beide Blöcke sind im Laufe von vielen Jahrhunderten vom Rhein glattgeschliffen worden. Einer von ihnen wurde sandgestrahlt und zeigt wieder die ursprüngliche grau-rötliche Farbe des Gesteins am oberen Drachenfelshang. Man erkennt an ihm die Reste der für den Drachenfels-Trachyt typischen Einkerbungen der Sanidine. Der andere Felsblock, der kaum erkennen läßt, daß es sich auch bei ihm um Trachytgestein handelt, weist noch die Farbe auf, die ihm der Rhein gegeben hat. Ganz in der Nähe stehen unter der Pergola vor dem zweigiebligen Anbau mehrere Basaltsäulen. Eine Rollkugel aus Drachenfels-Trachyt, ein Hauklotz aus Trachyt, auf dem früher Steinhauer die Werksteine geschlagen haben, und ein weiterer exakt gehauener Trachytwürfel mit einem Wolfsloch vervollständigen das Lapidarium.

Steht man vor den mit Wolkenburger Latit verkleideten und hervorragend gegliederten Vorderfront des Gebäudes, so sieht man im Gesims zwischen dem Erdgeschoß und dem 1. Stock drei aus dem Stein hervortretende Gruppen von Weinlaub, Traubengerank und Kornähren. Ein in Gold ausgelegtes Chronogramm zeigt an, daß das Haus 1732 erbaut worden ist.

Die lateinische Inschrift des Chronogramms besagt:

„Der Name Gottes sei gelobt
Dem dreieinigen Gott Ehre,
doch uns Friede und Ruhe
in alle Ewigkeit.“

Erbauer des Hauses war der Schultheiß und Steinhauermeister Johann Peter Meurer, der auch bei dem einige Jahre später begonnenen Bau des Bonner Rathauses mitgearbeitet hat, das ebenfalls aus Wolkenburger Latit errichtet worden ist. In dem von Meurer als Weinhof errichteten Gebäude betrieben sein Sohn Johann Andreas und dessen Frau Adelheid Bennerscheidt einen Gasthof. Einer ihrer Gäste war Carl Wilhelm Nose, der 1789 die „Orographischen Briefe über das Siebengebirge“ veröffentlicht hat.

Rechts von der Eingangstür führt eine durch eine Eisentür verschlossene Treppe in den Weinkeller des Hauses mit seinen beiden riesigen Tonnengewölben. In ihnen bietet sich für die Stadt Königswinter, die Eigentümer des Gebäudes ist und dort das vom Heimatverein Siebengebirge gegründete Museum betreibt, Gelegenheit, mit Gästen einen Umtrunk zu halten.

Vor dem Eintritt in den Eingangsraum des Museums sei ein Rückblick auf seine fast sechzigjährige Geschichte gestattet. Das Gebäude diente der 1867 gegründeten Casinogesellschaft als Klubhaus. Am 06.04.1934 erwarb es die „Arbeitsgemeinschaft zur Pflege der Heimat“, der heutige „Heimatverein Siebengebirge e. V. Königswinter“. Seit der Gründung der Arbeitsgemeinschaft im Januar 1926 sammelten deren Mitglieder museale Gegenstände, Werksteine aus Trachyt, Latit, Basalt und anderes Gestein, Bilder, Urkunden, Karten und Fotos aus dem Siebengebirgsraum und eröffneten bereits am 27.10.1927 in zwei Räumen des „Volkswohls“ an der Winzerstraße ein Heimatmuseum. Es wurde später um einen Raum erweitert. Noch während der Planungen zur Ausgestaltung des 1934 erworbenen Museumsgebäudes übertrug die Arbeitsgemeinschaft zur Pflege der Heimat das Haus durch notariellen Akt vom 19.03.1937 der Stadt Königswinter, die als Gegenleistung die Abgeltung des Kaufpreises aus dem Jahre 1934 übernahm. Gleichzeitig wurden der Stadt alle musealen Gegenstände geschenkweise übertragen. Eine Museumskommission, bestehend aus vier Vertretern der Stadt – darunter der Bürgermeister als Vorsitzender – und drei Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft wurde gebildet. Diese Kommission, zuständig in allen wesentlichen Museumsangelegenheiten, besteht auch heute noch als Museumsbeirat. Durch grundbuchliche Absicherung wurde festgelegt, daß das Gebäude nur für museale Zwecke verwendet werden darf; die entsprechende Grundbucheintragung sichert auch heute noch den Verwendungszweck des Gebäudes. Das Museum wurde am 03.08.1939 eröffnet. Bei Kriegsende war es von bombengeschädigten Familien und Flüchtlingen bewohnt, die zwischen den musealen Sammlungsgegenständen lebten. Im Jahre 1950 strengte die Arbeitsgemeinschaft zur Pflege der Heimat ein Restitutionsverfahren gegen die Stadt Königswinter vor der Wiedergutmachungskammer des Landgerichts Bonn an, das mit gerichtlichem Vergleich vom 29.01.1952 abgeschlossen wurde. Hiernach blieb die Stadt Eigentümer des Museumsgebäudes. Die Arbeitsgemeinschaft, die seit dem 22.06.1951 den Namen „Heimatverein Siebengebirge e. V. Königswinter“ führt, erhielt die Sammlungsgegenstände soweit sie noch vorhanden waren zurück und überließ sie gleichzeitig der Stadt als Dauerleihgabe zum Betrieb des „Siebengebirgsmuseums“. Der Heimatverein übernahm die Verwaltung des Museums und bestellt seit dem 29.01.1952 durch seinen Vorstand den Museumsleiter. Dieses Amt übte Theo Hardenberg vom 06.02.1952 bis zum 04.03.1975 aus. Das Siebengebirgsmuseum wurde nach Fertigstellung eines Teiles der Ausstellungseinheiten am 14.10.1956 wiedereröffnet, die restliche Museumseinrichtung wurde 1961 abgeschlossen.

Ende 1977 wurde das Museum geräumt, da es umgebaut und vergrößert werden sollte. Der alte Saalanbau wurde abgerissen, an seiner Stelle entstand ein moderner Anbau mit zwei Spitzgiebeln. Die Raumaufteilung des alten Gebäudes wurde geändert und durch statische Maßnahmen abgesichert. Bei Eröffnung der großen Heisterbachausstellung im Dezember 1980 wurde das umgestaltete Museumsgebäude erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Nach langwierigen Planungs- und Einrichtungsarbeiten wurde das Siebengebirgsmuseum am 16.06.1984 mit der Abteilung „Regionalgeschichte des Siebengebirgsraumes“ wiedereröffnet. Einen Tag vorher schlossen die Stadt Königswinter und der Heimatverein im Hinblick auf erhebliche finanzielle städtische Aufwendungen einen ergänzenden notariellen Vertrag, dem auch zugrunde lag, daß das Museum nicht mehr wie früher nur sonntags für einige Stunden, sondern ganztägig geöffnet sein soll. Von wesentlicher Bedeutung ist der nachfolgend wiedergegebene § 1 des notariellen Vertrages.

„Die Verwaltung des Siebengebirgsmuseums obliegt dem vom Vorstand des Vereins bestellten ehrenamtlichen Museumsleiter. Solange die Stadt eine hauptamtliche/hauptberufliche qualifizierte Kraft beschäftigt, wird ihr die Leitung des Museums übertragen.

Bei Anstellung dieser Kraft geht die Museumsverwaltung vom ehrenamtlichen Museumsleiter auf die hauptberufliche Kraft über und der ehrenamtliche Museumsleiter wird stellvertretender (ehrenamtlicher) Museumsleiter“.

Im Dachgeschoß des Museumsgebäudes wurden dem Heimatverein im notariellen Vertrag vom 15.06.1984 drei Räume für das Archiv und die umfangreiche Bibliothek des Vereins für die Dauer seines Bestehens unentgeltlich zur Verfügung gestellt; eine entsprechende grundbuchliche Absicherung erfolgte bald darauf. Selbstverständlich stehen Archiv und Bibliothek dem hauptamtlichen Museumsleiter zur Benutzung zur Verfügung.

Die Umgestaltung des Museumsgebäudes und dessen Neuausstattung obliegen federführend dem Rheinischen Museumsamt in Zusammenarbeit mit der Stadt Königswinter und dem Heimatverein Siebengebirge. Nach intensiver Grundlagenforschung entwarfen wissenschaftliche Mitarbeiter des Museumsamtes die Konzeption der Ausstellungseinheit „Regionalgeschichte“. Unter Mitarbeit des am 16.06.1984 zum hauptamtlichen Museumsleiter bestellten Archäologen Werner Marcour, der schon vorher im Museumsdienst der Stadt Königswinter angestellt war, wurden die Einrichtungsarbeiten ab Frühjahr 1984 so vorangetrieben, daß die Museumseröffnung am 16.06.1984 erfolgen konnte. Herr Marcour verstarb leider schon am 14.03.1984.

Die durch die Gartenanlage und den schönen barocken Bau geweckte Erwartung des Museumsbesuchers wird nicht enttäuscht. Betritt er den Eingangsraum, so fällt sein Blick zunächst auf eine Fiale und eine Krabbe aus Drachenfelstrachyt, die bereits im Mittelalter auf dem Chor des Kölner Doms standen und vor 50 Jahren nach Auswechslung ihren Weg nach Königswinter zurückgefunden haben. Die Sanidine der Fiale sind ausgefallen; nur noch Vertiefungen, die wie Narben wirken, lassen erkennen, daß der Stein einmal zahlreiche Sanidine bzw. Kristalle umschlossen hat. Lediglich die Krabbe enthält noch glitzernde Sanidinreste. Linkerhand ist ein aus Wolkenburger Latit erstellter Kamin eingebaut. Wegen der nur kleinen Sanidineinschlüsse des Wolkenburger Gesteins war es für Steinmetzarbeiten besonders geeignet. Aus ihm, das Noose 1789 als „Lapsis regius“ bezeichnete, wurden noch bis zum Beginn dieses Jahrhunderts Treppensteine, Tür- und Fenstereinfassungen zahlreicher Bürgerhäuser gefertigt. Eine Lithographie aus dem Jahre 1810 über dem Kamin zeigt den Drachenfels und die von Steinbrüchen verunstaltete Wolkenburg.

Auf zwei Konsolen aus Trachyt ist jeweils ein Tagelöhner abgebildet. Der eine von ihnen ruht auf einer „Schürreskarre“, der andere lehnt sich an einen Esel an. Zwischen beiden Konsolen hat das von dem in Königswinter geborenen Maler der Spätnazarenerschule Franz Ittenbach geschaffene Altarbild der hl. Familie seinen Platz gefunden.

An der Fensterfront ist das maßstabgerechte Modell der Abteikirche Heisterbach aufgestellt, die 1237 mit ihren Maßen von 88 und 40 Metern die größte Kirche im Rheinland war. Ein Blick durch das Eingangsportal des Modells zeigt das Kircheninnere und das allein noch erhaltene Chor mit seinen Säulen und Kapitellen. Ein Halbschrank und ein Tisch, die aus der Abtei Heisterbach stammen dürften, runden das Gesamtbild des Raumes ab. Z. Zt. – Stand vom 01.06.1985 – wird es durch drei Architekturteile aus Drachenfelstrachyt noch verstärkt. Unter dem Altarbild steht zunächst ein Säulenkapitell aus der 1634 schon zerstörten Kapelle der Burg Drachenfels. Rechts und links davon stehen zwei aufwendig aus Trachyt geschlagene Gewändeteile eines Fensters oder einer Tür der Burg Drachenfels. Eine ebenfalls aus Trachyt geschlagene Halbsäule und ein Trachytstück mit Keilschlag vervollständigen die Neuzugänge des Museums; ein Mitglied des Vereins schenkte sie dem Heimatverein.

Im anschließenden Raum ist die Ausstellungseinheit „Geologie des Siebengebirgsraumes“ zwar z. Zt. noch provisorisch, aber doch schon so eingerichtet, daß der Besucher einen informativen Überblick über die Herkunft der im Lapidarium und im Eingangsraum ausgestellten Werksteine vulkanischen Ursprungs erhält. Maßstabgerechte Modelle des Siebengebirgsraumes gegen 1962 und seines vulkanischen Untergrundes machen deutlich, wo Trachyt, Latit und Basalt anstehen und wo Trachyttuff lagert, der unterirdisch als Backofenstein gewonnen wurde. Bildliche Querschnitte der Siebengebirgsvulkane geben Aufschluß über die vulkanischen Vorgänge, die nachfolgende Denudation und Erosion des Tuffs und des Gesteins, die zur Erstehung der heutigen Siebengebirgslandschaft geführt haben. Eine Vitrine mit vulkanischem Siebengebirgsgestein rundet die Darstellung des Vulkanismus im hiesigen Raum ab. In einer weiteren Vitrine werden u. a. Edelsteine „im Basalt“ gezeigt, wie z. B. Saphire, Korund und Hyazinth.

Die Herausbildung der Rheinterrassen, die im Verlauf des vor 450 000 Jahren einsetzenden Kampfes zwischen Rhein und dem Felsgestein des Rheinischen Schiefergebirges begann, zeigt ein bildlicher Querschnitt. Teile des ausgeworfenen Rheinschotters sind in einer Vitrine ausgestellt. Hier finden sich z. T. geschliffen, Kieseoolithe aus Lothringen, Granit und Gneis aus Odenwald und Schwarzwald, Melaphyr, Porphyr und Achat aus den Nahebergen, sowie Kieselschiefer, Diabas und Quarzit aus dem Taunus.

Im Obergeschoß des Altbaus ist die bereits erwähnte Regionalgeschichte des Siebengebirgsraumes dargestellt. Museale Ausstellungsstücke in Verbindung mit Bildern, Fotos, Faksimiles und erklärenden Texttafeln machen die Geschichte des Siebengebirgsraumes von der Vorzeit bis zur Gründung der Bundesrepublik Deutschland deutlich.

Die Darstellung der Geschichte ist in einzelne Abteilungen gegliedert. In der ersten Abteilung „Vorgeschichtliche Spuren im Siebengebirge und seinen Randgebieten“ wird anhand von Abgüssen der Grabbeigaben der „Oberkasseler Menschen“ der Cromagnonrasse, Steinwerkzeugen der Jungsteinzeit, eines Modells des Ringwalls der Fliehburg des letzten vorchristlichen Jahrhunderts auf dem Petersberg, von Abgüssen der aus derselben Zeit stammenden keltischen „Regenbogenschüsselchen“ vom Goldberg in Stieldorferhohn, Bildern von Grabbeigaben aus dem Niederdollendorfer fränkischen Gräberfeld und eines Abgusses des bekannten fränkischen Grabsteins aus Niederdollendorf kurz und prägnant die Vorgeschichte des hiesigen Raumes deutlich gemacht.

Tonscherben der Jungsteinzeit aus dem Siebengebirgsraum, Kartenmaterial und die Urkunde Kaiser Heinrichs II. aus dem Jahre 1015, in der Königswinter als „Winetre“ erstmals urkundlich als Winzerort erwähnt worden ist, belegen in der nächsten Abteilung, wann und wie das Siebengebirge und seine Randgebiete besiedelt worden sind.

Die Burgengeschichte des Siebengebirges – Wolkenburg, Drachenfels Rosenau und Löwenburg – ist mit Karten- und Bildmaterial, alten Waffen, den Wappen der Burggrafen von Wolkenburg, Drachenfels und Löwenburg so wie einem der beiden noch erhaltenen Profilsteine der Wolkenburg, die einst die größte Höhenburg des Rheinlands war, anschaulich und informativ in der nächsten Abteilung dargestellt. Ein maßstabgerechter Grundriß der Burgruine Drachenfels und eine Rollkugel aus Trachyt runden die Darstellung der Burgengeschichte ab.

Fast nahtlos schließt als nächstes die Information über „Geistliche Grundherrschaften im Siebengebirge und seinen Randgebieten“ an. Ein Großfoto des Chors der Heisterbacher Abteikirche, ein Grundriß des gesamten Abteigeländes, Kapitelle und Säulen des Kreuzgangs der Abteikirche dominieren und beeindrucken in dieser Ausstellungseinheit. In Schubladen der Konsolen, auf denen die Grundrisse der Burgruine Drachenfels und des Abteigeländes von Heisterbach ausgestellt sind, ergänzen alte Lithographien anschaulich die gegebenen Informationen.

Die Heisterbacher Mönche als „Bauherren, Lehrer und Seelsorger“ werden ebenso gewürdigt wie Caesarius von Heisterbach. Eine Ausgabe des von ihm verfaßten „dialogus“ informiert über einen der bedeutendsten Schriftsteller des beginnenden 13. Jahrhunderts. Karten über den Grundbesitz der Abtei und das Faksimile einer die Abtei betreffende Ablaßurkunde mit zahlreichen Wachssiegeln schließen die Darstellung der Geschichte der Abtei Heisterbach ab.

In der Abteilung „Amtleute verwalten das Land“ wird anhand von Text- und Kartenmaterial anschaulich über die Entstehung der Ämter Wolkenburg und Löwenburg berichtet. Das Richtschwert des Amtes Löwenburg in dieser Abteilung beeindruckt. Der aufmerksame Beobachter wird auf der Schwertklinge die bildliche Darstellung einer Hinrichtung sehen und bei genauer Betrachtung auch den eingravierten Spruch des Scharfrichters lesen: „Wenn ich das Schwert thu aufheben, geb Gott der armen Seele das ewige Leben“.

Im Anschluß an die Darstellung der Ämtergeschichte wird über das Thema „Die Einwohner von Königswinter entwickeln bürgerliches Selbstbewußtsein“ berichtet. Nachempfundene Bilder der fünf Königswinterer Regimentsherren mit entsprechenden Erläuterungen geben Auskunft über die frühe und schon als fortschrittlich zu bezeichnende mittelalterliche Königswinterer Gemeindeverfassung. Judenschutzbriefe, der Eid der beiden Königswinterer „Vorsteher“, die die Interessen der Ortsinsassen vertraten, und eine aus dem Mittelalter stammende Wasserleitung mit Siegburger Tonrohren ergänzen die gegebenen Informationen.

Beim Eintreten in den nächsten Ausstellungsraum beeindruckt ein Waffenturm mit Kanonenkugeln und Waffen aus dem 16. und 17. Jahrhundert. In dieser Abteilung, „Europäische Fürstenheere verwüsten das Land“, machen Urkunden und bildliche Darstellungen das kriegerische Geschehen deutlich, mit denen die Siebengebirgsbevölkerung im Truchseßischen Krieg, im Dreißigjährigen Krieg und während der Réunionskriege Ludwig XIV. konfrontiert worden ist. Als 1689 französische Truppen Königswinter einäscherten, verschwanden alle liturgischen Geräte aus der Pfarrkirche St. Remigius. In einer Hochvitrine sind ein Meßkelch aus Zinn, der nach 1689 zunächst benutzt worden ist, und weitere wertvolle Meßkelche und kirchliche Geräte aus dem 18. Jahrhundert ausgestellt.

Die Abteilung „Der Fürstenstaat regiert seine Untertanen“ schildert das Geschehen am Siebengebirge im 18. Jahrhundert und leitet über zu der Ausstellungseinheit „Französische Truppen besetzen das Rheinland und bringen bürgerliche Freiheiten“. Hier wird u. a. deutlich gemacht, daß das Amt Wolkenburg mit Königswinter, das bis 1803 zum Rheinischen Erzstift, dem Kurfürstentum Köln, gehörte, in der napoleonischen Zeit drei Jahre Bestandteil des Herzogtums Nassau-Usingen war und 1806 in das von Napoleon geschaffene Großherzogtum Berg einbezogen wurde. Bild- und Textmaterial geben Auskunft über den von Napoleon 1810 in Berg eingeführten Code civil, der in Königswinter bis zum 01.01.1900 allgemein und in Nachbarrechtsfragen noch bis 1969 Geltung hatte. Die weitere Darstellung des Geschehens am Siebengebirge nach der Völkerschlacht von Leipzig und die Bildung des Generalgouvernements Berg wird anhand von Bildern und Urkunden deutlich gemacht. Die Ausstellungseinheit schließt mit Informationen über die am 10.11.1813 in Königswinter erfolgte Gründung des „Freiwilligen Landsturms vom Siebengebirge“. Die Fahne der „tapferen Siebenberger“ mit der Inschrift „Für Gott und das Vaterland“ leitet über zur Eingliederung großer Teile des Rheinlandes in den preußischen Staat.

In der folgenden Abteilung wird über den Konflikt zwischen dem preußischen Staat einerseits und Bürgertum und Kirche andererseits berichtet. In der Darstellung des sich an dem Mischehenproblem entzündenden Konflikts zwischen Staat und Kirche wird auch die Person und das künstlerische Schaffen des in Königswinter geborenen Malers der Spätnazarenerschule Franz Ittenbach gewürdigt. Ittenbach hat u. a. den seit 1837 in Festungshaft in Minden befindlichen Kölner Erzbischof Clemens August von Droste zu Vischering porträtiert und war später an der Ausmalung der St. Apollinaris Kirche in Remagen beteiligt.

Aufgelockert durch eine mit alten Möbeln ausgestattete Wohnecke geben die nachfolgenden Ausstellungseinheiten Auskunft über das spätere Geschehen in preußischer Zeit, und zwar in den Abteilungen „Bürger kämpfen für demokratische Rechte“ und „Preußen einigt das Reich“. Im Anschluß daran wird über „Schule, Kaserne, Verein Bürgerleben im Wilhelminischen Kaiserreich“ und „Kleinstädtische Lebensformen zwischen Fortschritt und Technik“ berichtet.

Die Regionalgeschichte wird abgeschlossen mit den Ausstellungseinheiten „Der erste Weltkrieg bringt das Ende der preußischen Monarchie, Die erste deutsche Demokratie scheitert und Die nationalsozialistische Diktatur führt zum zweiten Weltkrieg“; die Zeit nach Kriegsende und die Gründung der Bundesrepublik Deutschland wird mit Bildern und Urkunden an einer Litfaßsäule deutlich gemacht.

Im Saal des Neubaus im 1. Stock wird z. Zt. an der Ausstattung der Abteilung „Wirtschaftsgeschichte des Siebengebirgsraumes“ gearbeitet. Die Einrichtung ist schon so weit gediehen, daß die Besucher bereits jetzt einen umfassenden Überblick über die ehemaligen Gewerbezweige der Steinhauer, Backofenbauer, Schiffer, Winzer und Küfer gewinnen können, von denen sich nur der Schiffer- und Winzerstand erhalten haben. Architekturteile aus vulkanischem Siebengebirgsgestein, Werkzeug der Steinhauer, Bilder und Urkunden und der Abguß zweier römischer Felszeichen vom Drachenfels geben Auskunft über die Tätigkeit der Steinhauer im Siebengebirge.

Großfotos und maßstabgerechte Modelle eines Rheinsegelschiffes, eines 240 m langen Rheinfloßes mit über 400 Mann Besatzung, der ersten Königswinterer Gierponte aus dem Jahre 1844, der Motor eines der ersten Königswinterer „Petroleumboote“ aus dem Jahre 1893, die Statue des hl. Nikolaus, die sich auf der ersten Königswinterer Gierponte befand, Bilder und Urkunden geben einen interessanten Überblick über die Geschichte der Rheinschiffahrt am Siebengebirge.

Handwerksgeräte der Winzer, eine alte Baumkelter, eine kleinere Kelter aus dem Jahre 1890, Faßböden aus alter Zeit, eine Schürreskarre mit einer Weinbütte, Kannen, „Stitz“ genannt, eine Traubenmühle, ein großes Weinfaß und ein Weinberg mit 9 Traminer Rebstöcken informieren umfassend über einen bedeutenden Erwerbszweig in Königswinter. Im Zusammenhang mit einem Großfoto des letzten noch lebenden Königswinterer Küfers bei der Arbeit werden einzelne Küfergeräte gezeigt und deren Bedeutung erläutert.

Zu erwähnen ist noch die ebenfalls im Saal gezeigte Darstellung des Backofenbauerhandwerks, in dem gegen 1900 noch ca. 300 Königswinterer Backofenbauer tätig waren. Die noch vorhandene Fahne des BackofenbauerJunggesellenvereins aus dem Jahre 1905 mit der Inschrift „Glück auf mit Gott“ macht deutlich, daß die Backofenbauer nicht nur Steinmetze, und Maurer sondern auch Bergleute waren. Die Arbeitsweise der Backofenbauer wird anhand eines Backofenmodells, ihrer Werkzeuge, einer Backofensteinplatte aus Trachyttuff, durch Bilder und Urkunden erläutert.

Im Dachgeschoß des Altbaus ist die Einrichtung der Ausstellungseinheit „Rheinromantik“ so weit fortgeschritten, daß sie aller Wahrscheinlichkeit nach im Verlauf des Monats August 1985 fertiggestellt sein wird. In vier Räumen wird dann der Besucher Gelegenheit haben, sich anhand zahlreicher, alter Lithographien und anderer Sammlungsstücke über die 1760 einsetzende Geistesbewegung der Romantik am Rhein zu informieren. Die Darstellung wird abgerundet durch alte Rheinbücher aus den Beständen der Bibliothek des Heimatvereins Siebengebirge. In diesem Zusammenhang werden auch die Person und die Werke des rheinischen Dichters Wolfgang Müller von Königswinter gewürdigt.

Der Saal im Erdgeschoß des Museums dient der Durchführung von Wechselausstellungen, die bereits mehrfach mit großem Erfolg durchgeführt worden sind. In der Zeit vom 22. Juni bis Ende August 1985 wird die Ausstellung „Kunst der Eiszeit“ gezeigt. Ende September folgt im Zusammenhang mit der Jahresmitgliederversammlung der Karl May Gesellschaft eine „Karl May Ausstellung“.