Arbeitsgemeinschaft zur Pflege der Heimat
Königswinter, 21. Januar 1933
Echo des Siebengebirges, 21.01.1933
Wir berichteten schon an dieser Stelle, daß die 1. Schriftführerin der Arbeitsgemeinschaft zur Pflege der Heimat, Fräulein Maria Siepen, in der letzten Versammlung den Jahresbericht den Mitgliedern unterbreitete. Der Vorsitzende dankte auch der Schriftführerin für ihre Tätigkeit im Dienste der Arbeitsgemeinschaft. Der obengenannte Bericht lautet wie folgt:
„Im Laufe des Jahres 1932 ging die Mitgliederzahl des Heimatvereins von 49 auf 47 zurück, wobei die schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse in Betracht gezogen werden müssen. Andererseits ist nicht zu verkennen, daß bei einer Einwohnerzahl von rund 4500 Einwohnern der Stadt Königswinter gemessen, obengenannte Mitgliederzahl recht klein ist.
Die Versammlungen wurden gut besucht und waren alle sehr interessant. Im Laufe des Jahres wurde recht eifrig gearbeitet an den Zielen des Vereins. Mit der Einrichtung des Museums wurde fortgefahren. Bedauerlicherweise konnte sie nicht beendet werden, weil der sowohl von der Leitung des Verbandes rheinischer Heimatmuseen wie vom Königswinterer Heimatverein gestellte Antrag an die Stadt wegen Überlassung eines 4. Raumes für die Sammlung bisher unbeantwortet blieb. Die Zuwendungen im Laufe des Jahres waren so umfangreich, daß die bisher zur Verfügung stehenden Räume nicht mehr zu einer zweckmäßigen Unterbringung ausreichen. Die Bibliothek des Heimatvereins wurde im Laufe des Jahres geordnet und registriert und umfaßte am 31. Dezember 1932 schon 326 Nummern. Es wurde beschlossen, derselben auch eine Sammlung von Klischees und Negativen anzugliedern, womit bereits der Anfang gemacht wurde. Es fanden im Laufe des Jahres 4 Lehrausflüge statt. Unter Führung von Herrn Dechant Schlösser wurde die katholische Pfarrkirche besichtigt und unter Führung des Herrn Leven der Friedhof. Herr Professor Dieninghoff übernahm die zweimalige Führung durch die Drachenburg und die Nibelungenhalle. Der geplante Besuch des Schnütgen-Museums in Köln kam nicht zur Durchführung. Bei den Ausflügen in die nähere Umgebung erklärten Herr Becker die Flurnamen und Herr Leven die geologischen Merkwürdigkeiten. Im Museum wurde der Mineraliensammlung ein besonderer Raum zur Verfügung gestellt. Die Sammlung wurde nach geologischen Gesichtspunkten geordnet. Zur Zeit ist Herr Heimann mit der Zusammenstellung eines Zettelkataloges über die Museumsgegenstände beschäftigt. Herr Dechant Schlösser verfaßte eine Chronik der katholischen Pfarrei von Königswinter, die demnächst gedruckt werden soll. Unter den zahlreichen Geschenken für die Sammlung mögen die Spenden der Feuerwehr, die alte Ausrüstungsgegenstände schenkte, besonders genannt werden. Ferner bekam das Museum eine größere Anzahl von Karsteinbildern und Ittenbach-Zeichnungen und Gaben von Frau Professor Schrödl, der Tochter des Dichters Wolfgang Müller. Die verschiedenen Chroniken wurden weitergeführt und eine neue wurde angefangen und zwar eine chronologische Chronik, in der für jeden Tag aufgezeichnet ist, was im Laufe der Jahrhunderte an dem betreffenden Tage geschehen ist. Die Verbindung mit dem Verband rheinischer Heimatmuseen wurde aufrecht erhalten und gepflegt. Dr. Karpa besuchte im Sommer das Heimatmuseum und Herr Heimann und Fräulein Siepen nahmen an der Tagung des Bezirksverbandes in Köln im Schnütgenmuseum teil. Während der Sommer- und Herbstmonate wurden allsonntäglich im Museum von Vorstandsmitgliedern Führungen abgehalten und versuchsweise noch einige Male an einem Werktag. Verschiedentlich konnten Vereine und Gruppen (u.a. der Bürger-Verein) im Museum begrüßt werden. Ein anderer bemerkenswerter Besucher war Freiherr Harald von Drachenfels aus Kurland. Die Folge der heimatkundlichen Aufsätze im „Echo des Siebengebirges“ wurde fortgesetzt und der letzte Jahrgang dieser Aufsätze eingebunden.“
Dieser Bericht bezeugt erfreulicherweise eine sehr rege und ernste Tätigkeit zum Wohle der Stadt Königswinter.