Arbeitsgemeinschaft zur Pflege der Heimat
Echo des Siebengebirges, 3. Februar 1939
Aus dem Heimatverein. In seiner Jahresversammlung gab der Heimatverein einen Rückblick auf das Jahr 1938, der wieder eine umfangreiche und vielfältige Tätigkeit erkennen ließ. Zu Beginn des Jahres hatte der Vereinsvorsitzende Paul Becker den Mitgliedern als Richtlinie das Wort „Sammelt die übriggebliebenen Stücklein“ mit auf den Weg gegeben, und dies ist gerade beim hiesigen Bezirk das rechte Wort, da schon allzu viel verloren gegangen ist im Laufe der Jahre. So wurden eine Anzahl alter Urkunden lebendig gemacht dadurch daß sie in den Versammlungen vorgelesen und besprochen und später veröffentlicht wurden. Man sammelte Redensarten und Sprichwörter, und vor allem beschäftigten sich die Mitglieder mit der Familienforschung. U.a. wurden aus allen erreichbaren Schriften Königswinterer Familiennamen zusammengestellt, und gerade diese Tätigkeit fand ein lebhaftes Echo, da auf Grund der Zeitungsberichte sich sehr viele Auswärtige mit der Bitte um Auskünfte über in Königswinter wohnhaft gewesene Vorfahren wandten.
In den Mitgliederversammlungen wurden mehrfach Vorträge gehalten. So sprach Aug. Heinen über ehemalige Postverhältnisse, Franz Schmülling über die Sippe Ittenbach-Mirbach-Dreher, und Stadtarchivar Langen-Remagen über die Burg Drachenfels. Der Verein hat auch die Chronik der Stadt Königswinter fortgeführt, und da nun rund 10 Jahre vorliegen, wurde dieser Zeitabschnitt in einem schönen Lederband mit aufgeprägtem Stadtwappen eingebunden.
Von den verschiedensten Seiten wurden dem Verein Geschenke übermittelt, u.a. gab Prof. J. Müller-Bonn das Buch „Junge Lieder“ von Wolfgang Müller., Dr. Vogler-Düsseldorf zwei Petschaften, eines vom bergischen Landsturm und eines von einem Drachenfelser Herren, und Herr Dewald das Buch „Biedermeier auf Walze“ das sein Großvater schrieb, der in Königswinter aufwuchs und von dort aus auf Wanderschaft ging. Karl Engels gab dem Verein eine Zeichnung von Karstein, und als wertvolle Gabe wurde dem Königswinterer Heimatmuseum die mineralogische Sammlung von Schonauer vom Siegburger Geschichts- und Altertumsverein überlassen. Im Museum selbst wurde sehr eifrig gearbeitet, und im Frühjahr wird es eröffnen können. Um die Arbeit zu verteilen und dadurch eine Vertiefung derselben zu ermöglichen, wurden einzelne Mitglieder des Vereins mit Patenschaften über die verschiedenen Abteilungen betraut, sodaß Paul Becker die Abteilung Königswinter und seine Burgen übernehmen wird, Heinr. Leven die mineralogische Steinmetzabteilung, Frl. F. Cremer und Verkehrsamtsleiter Ludwig die Abteilung Fremdenverkehr. Peter Reinarz und Frl. Lohse Fähre und Schiffahrt, Toni Metternich die Abteilung Schrifttum, Hans Krebs, der auch die Bebilderung der Chronik übernommen, die Abteilung des Malers Ittenbach und Aug. Heinen und Frl. Effert die Abteilung Landsturm des Siebengebirges.
Ein Wunsch der 1938 noch nicht erfüllt wurde ist die Erwerbung (evtl. auch leihweise) von Porzellanen mit Abbildungen des Siebengebirges. Es gab ehemals viele wunderschöne Stücke, Vasen, Tabakdosen, Tassen usw. aus den ersten Porzellanmanufakturen mit Abbildungen des Siebengebirges, die im Kampf gegen den Kitsch schöne Vorbilder wären. Der Wunsch nach einer schönen Sammlung von Bildern des Malers Ittenbach wurde dadurch erfüllt, daß das Erzdiözesanmuseum in Köln eine Reihe solcher Bilder als Leihgabe gab. Für ein Buch über Wolfgang Müller, das Prof. Luchtenberg verfaßte gab der Heimatverein viele Unterlagen her, und gab auch eine Anzahl von Schaustücken für die Leistungsschau des Siegkreises in Siegburg.
Herr Metternich beschäftigte sich mit der Zusammenstellung von Musikstücken und Liedern, die das Siebengebirge betreffen und wird ein Werkchen darüber herausgeben. Der Beschluß einen musikalischen Abend zu veranstalten, zusammen mit dem Männergesangverein „Gemüthlichkeit“ bei dem eine Auswahl aus dem vielfältigen gesammelten Material vorgetragen werden soll, stammt auch noch aus dem Jahre 1938. Mit den Vereinen und Verbänden gleicher Richtung, Verein für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande, Verband rheinischer Heimatmuseen, Geschichts- und Altertumsverein Siegburg, Arbeitsgemeinschaft rheinischer Geschichtsvereine, Denkmalpflege und Heimatschutz etc. hält der Königswinterer Heimatverein gute Beziehungen und fruchtbaren Austausch. Eine beachtenswerte Anregung gab in der letzten Sitzung August Heinen, indem er auf die Anlage eines Familienbuches hinwies, in das alle wichtigeren Familienereignisse eingetragen werden und das als Sippengeschichte einen großen Wert für die Nachkommen bekommen würde.
Der Vorstand des Heimatvereins wurde in seiner bisherigen Zusammensetzung für ein weiteres Jahr wiedergewählt.